Der Datenreport 2021 ist ein Sozialbericht, den die Bundeszentrale für politische Bildung unter anderem mit dem Statistischen Bundesamt und dem Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung herausgibt. Die darin enthaltenen Daten geben ein umfassendes Bild der Lebensverhältnisse und der Einstellungen der Menschen in Deutschland wieder. Einer der Schwerpunkte der aktuellen Ausgabe lag auf den Auswirkungen der Corona-Pandemie.
Der Bericht zeigt, dass 2018 in Deutschland rund jede*r Sechste (15,8 Prozent) unterhalb der Armutsrisikoschwelle lebte. Das bedeutet, dass ein Ein-Personen-Haushalt über ein Nettoeinkommen von weniger als 1.040 Euro im Monat verfügte.
Armutsrisiko in Deutschland verfestigt sich zusehends
Noch besorgniserregender ist jedoch eine andere Erkenntnis. So hat sich der Anteil der Menschen, die dauerhaft von Armut bedroht sind, in den letzten zwanzig Jahren mehr als verdoppelt. Lebte 1998 in Deutschland noch jede*r Fünfte (20 Prozent) dauerhaft unterhalb der Armutsgrenze, traf dies zuletzt fast schon auf jede*n Zweiten (44 Prozent) zu. Besonders hoch ist das Risiko, in Armut zu leben, dem Datenreport zufolge für Alleinerziehende, Personen ohne Berufsabschluss und Menschen mit Migrationshintergrund.
Es überrascht wenig, dass dieser Personenkreis – hinzu kommt noch die Gruppe der Selbstständigen – auch stärker als andere unter den Auswirkungen der Corona-Pandemie zu leiden hatte.
Finanzielle Schwierigkeiten als Folge der Pandemie
Während in qualifizierten Angestelltenberufen noch nicht einmal jede*r Zehnte von finanziellen Problemen in dieser Zeit berichtete, war dies unter den Beziehenden eines Niedrigeinkommens schon fast jede*r Fünfte. Weniger Geld infolge der Krise hatte jede*r vierte Alleinerziehende (25 Prozent) und jede*r fünfte Selbstständige (20 Prozent).
Das Ausmaß sozialer Ungleichheit schlägt sich zunehmend auch in den Einstellungen und Wahrnehmungen der Menschen nieder. Niedrige Einkommen werden demnach immer häufiger als ungerecht wahrgenommen. Rund drei Viertel der Menschen in Deutschland unterstützen deshalb inzwischen Forderungen, nach denen sich der Staat für den Abbau von Einkommensunterschieden engagieren sollte.
Ärmere oftmals von Digitalisierung abgehängt
Wie ungleich die Chancen bisher gesellschaftlich verteilt sind, zeigte sich angesichts der Schließungen von Schulen. Beim Zugang zu digitalen Unterrichtsformaten hatten Familien mit niedrigen Einkommen oft nicht für jedes Kind einen Computer. Nach wie vor hängen Bildungschancen in Deutschland somit stark von der sozialen Herkunft ab.
Auf die Aussagen der Fachleute hinsichtlich ungleicher Lebensbedingungen reagierte der SoVD mit großer Sorge. „Diese Zahlen zeigen sehr deutlich, dass dringender Handlungsbedarf besteht“, erklärte SoVD-Präsident Adolf Bauer. Er sprach sich für eine verstärkte Förderung in den Jobcentern aus und forderte höhere und bedarfsgerechte Regelsätze sowie auskömmliche Löhne.